Grüne Oberschichtsarroganz

Gerlinde Strasdeit, Fraktionsvorsitzende

Die zunehmende Kritik an den Stadtwerken ist berechtigt. Erneut werden die Schülerfahrpreise beim Tübus erhöht, während der Naldo dieses Jahr darauf verzichtet, an der Preisspirale weiterzudrehen. Auch die Viererkarte und Monatskarte der Kreisbonuscard für Familien mit geringem Einkommen werden im Stadtverkehr teurer.

Wir tragen diese kinder- und familienfeindlichen Entscheidungen nicht mit. Die Debatte um ticketfreien Nahverkehr in Tübingen bleibt eine pure Vergackeierung der Leute, solange die Verwaltung nicht bereit ist, wenigstens beim Schülerverkehr mal ein Zeichen zu setzen. In Tübingen dominiert grüne Oberschichtsarroganz.

Die SPD spielt in der Rathausspitze nur noch eine Statistenrolle. Warum geht in Tübingen nicht, was es in vielen anderen Städten und Landkreisen schon gibt: ein kreisweites Sozialticket? Warum geht in Baden-Württemberg nicht, was in Nachbar-Bundesländern einschließlich Bayern selbstverständlich ist: freie Fahrt für schulpflichtige Kinder bis zur 10. Klasse und Berufsschüler?

Im Gemeinderat und im Kreistag sind wir bislang leider immer alleine, wenn wir fordern, die Schülerfahrpreise wenigstens auf das Niveau der Semestertickets für Studierende zu senken. Stadtverkehr und Naldo sind öffentliche Unternehmen, aber ihre Aufsichtsräte fällen wichtige Entscheidungen hinter verschlossenen Türen. Das muss sich ändern. Und warum ausgerechnet Schulkinder die hohen Boni der Stadtwerkedirektoren finanzieren müssen, leuchtet mir nicht ein.

Gerlinde Strasdeit, Tübingen, Stadträtin der Linken

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