Ortsbeirat Lustnau: Für den Erhalt des Bahnhofs Lustnau

Frederico Elwing, Linke-Ortsbeirat in Lustnau

Frederico Elwing, Linke-Ortsbeirat in Lustnau

Der Ortsbeirat Lustnau ist von den bisherigen Argumentationen, die für den Haltepunkt Neckaraue und gegen den Bahnhof Lustnau sprechen sollen, nicht überzeugt.
Nachstehend unsere einstimmige Stellungnahme:

1. Bei der vorliegenden Fahrgastauswertung für den Bahnhof Lustnau wird von den aktuellen Fahrgästen ausgegangen, die es bei jetziger Ausstattung und lediglich stündlicher Bedienung in jede Richtung gibt. Beim Haltepunkt Neckaraue werden aber fiktive zukünftige Fahrgäste gerechnet. Das passt u.E. nicht zusammen, dass keine neuen Fahrgäste am Bahnhof Lustnau angenommen werden, wenn das Angebot verbessert wird. Das Mindeste wäre auch die Fahrgastzahlen an der Haltestelle Schaffhausenstraße in die Rechnung miteinzubeziehen. Da Über- und Unterführung bereits vorhanden sind ist der bauliche Aufwand Fahrrad- und PKW-Stellplätze zu erstellen im Vergleich zu den neuen Haltestellen mit sehr wenig Kostenaufwand herzustellen.

2. Der Wegfall der Buslinie ist neue Aussage. Interessant ist, dass immer mit einer neuen Buslinie durch die Eisenbahnstraße für den neuen Haltepunkt Neckaraue mit Anbindung der Alten Weberei
argumentiert wurde. Die neue Buslinie würde die Alte Weberei an die Regionalstadtbahn anbinden. Diese Buslinie würde aber komplett parallel zur Bahnlinie verlaufen, anders als die Linie 20, die auch die Bismarckstraße erschließt. Ist es gesichert, dass diese neue Buslinie überhaupt kommt? Bzw. bei Start der Regionalstadtbahn nicht wegfällt? Sie soll das neue Wohngebiet Güterbahnhof erschließen, aber das wird ja vom Haltepunkt Güterbahnhof erschlossen, Au Ost vom Haltepunkt Neckaraue. In jedem Falle wäre eine zusätzliche Buslinie zum Haltepunkt Neckaraue notwendig, um von Lustnau (z. B. Alte Weberei), zur Haltestelle Neckaraue zu gelangen. Der Weg mit der Linie 21 über die Innenstatdt zum Bahnhof ist unattraktiv und fast eine halbe Stunde länger.

3. In der Vorlage 26/2016, Anlage 1, ist der Kreis für das Einzugsgebiet um den Haltepunkt Lustnau so gewählt, dass die Alte Weberei außerhalb des Kreises liegt der den Einzugsbereich darstellt, in Unterjesingen und Pfäffingen sind die Radien aber viel größer. Warum liegt die Alte Weberei außerhalb des Kreises, wenn sie bei den Fahrgastzahlen berücksichtigt ist?

4. Die Strecke vom Haltepunkt Bahnhof Lustnau zum Egeriaplatz in der Alten Weberei beträgt ca. 600 m. Diese Strecke ist in der Regel in 5 -10 Minuten zu bewältigen. Mit dem Bus über den
Hauptbahnhof dauert es eine halbe Stunde länger. Vom Haltepunkt Neckaraue aus mit Umstieg auf einen Bus wäre das in jedem Fall ebenfalls deutlich länger als fünf Minuten, vorausgesetzt, es
besteht ein zeitnaher Anschluß an eine Buslinie.

5. Die Entfernung von der Lustnauer Mühle über die Neckar-Fußgängerbrücke bis zum Haltepunkt Neckaraue beträgt 1,2 km (nur für Fußgänger und Radfahrer möglich). Von dort bis zum Lustnauer
Bahnhof sind es 1,0 km (auch mit dem Auto möglich, das man dort stehen lassen kann). Auch für die Bewohner des Herrlesberg ist der Bahnhof Lustnau für Ziele in Richtung Stuttgart schnell und
bequem mit dem Fahrrad oder PKW zu erreichen, Stellplätze vorausgesetzt, da im innerstädtischen Bereich nicht genügend Park & Ride Plätze vorhanden sind. Eine interessante Frage wäre, wie viele Menschen denn derzeit die Buslinie in der Schaffhausen- und der Bismarckstraße nutzen. Gibt es hierzu Fahrgastzahlen? Sind diese potenzielle Kundschaft für die Regionalstadtbahn?

6. Der Haltepunkt Lustnau wird jetzt u.a. auch von Beschäftigten von Hornbach und den Unternehmen im Gewerbegebiet Neckaraue genutzt. Bei besserer Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel würde
eine höher Nutzung erfolgen.

7. Der Neubau des Haltepunkts Neckaraue kostet mehrere Millionen Euro. Die Frage, ob das jetzt Bund, Land, Kreis oder Stadt zahlen ist für uns nachrangig, die Frage ist doch: bringt der neue
Bahnhof so viel Mehrwert gegenüber dem Haltepunkt Lustnau, dass er eine solch hohe Investition rechtfertigt? Bringt er überhaupt Mehrwert?

8. Für Menschen, die beruflich von Lustnau aus nach Reutlingen und Stuttgart pendeln müssen, ist der vorhandene Bahnhof auf jeden Fall die beste Lösung. PKW-Stellplätze können, im Unterschied zu anderen Bahnhöfen, mit wenig Aufwand hergestellt werden, ggf. auch südlich der B27. Gerade mit Blick auf die Diskussionen zur Feinstaubbelastung in Stuttgart sollten hier nicht Rückschritte
erfolgen, indem diese Anbindung still gelegt wird. Eine Überführung ist direkt am Bahnhof Lustnau vorhanden.

Wir, die Mitglieder des Ortsbeirats Lustnau, sind einstimmig der Meinung, dass die Vor- und Nachteile der beiden Haltepunkte noch nicht wirklich abgewogen worden sind. Auf Basis unseres heutigen Informationsstandes sprechen wir uns nachdrücklich für den Erhalt des Lustnauer Bahnhofs aus.

Inge Schettler, TÜ-Liste
Ingrid Hassberg, FDP
Ursula Rath, AL/Grüne
Thomas Aicheler, CDU
Heinz Haußmann, SPD
Frederico Elwing, TÜL-Linke

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