Ein Bierchen in Ehren

Gitta Rosenkranz, Stadträtin der Linken

Gitta Rosenkranz, Stadträtin der Linken

Sommer – Ferienbeginn: Die Menschen in und um Tübingen genießen im Biergarten ihr Feierabendbier. Wirte, froh über das schöne Wetter bieten ihre alkoholischen Produkte an.

Szenenwechsel: Zur gleichen Zeit begibt sich ein engagierter Kriminalbeamter in den Alten Botanischen Garten und kontrolliert tatsächliche und vermeintliche Verkäufer von Cannabisprodukten. Bis er fündig wird. Er erwirbt 1,6 Gramm Haschisch. Der Verkäufer wird daraufhin zu vier Wochen Haft verurteilt. Hinzu bekommt er ein einjähriges Platzverbot für den Botanischen Garten. Dies zeigt wieder einmal, wie unterschiedlich mit den einzelnen Konsumstoffen umgegangen wird. Alkohol als kulturell und gesellschaftlich akzeptierte Droge stellt anscheinend kein Problem im Alltag dar.

Cannabis ist nicht gefährlicher für Konsument_innen als Alkohol – oder doch? Dies wird zumindest immer noch behauptet. In den letzten Jahren wird diese Behauptung jedoch mehr und mehr widerlegt. Jurist_innen, Mediziner_innen und Aktivist_innen kämpfen schon seit langem für einen sachlichen Diskurs bezüglich einer Legalisierung von Cannabis.

Ein weiterer Schritt hierzu könnte der interfraktionelle Antrag von Markus Vogt sein. Die Einführung eines Runden Tisches, an dem Expert_innen und Aktivist_innen mit dem Ziel teilnehmen, Cannabis endlich kontrolliert und legal zu verkaufen.

Gründe hierfür sind reichlich vorhanden:

  • Schmerzpatienten und die Palliativmedizin hätten endlich legalen Zugang zu einer Substanz, die erwiesenermaßen das Leiden Vieler lindern könnte.
  • Bislang verunreinigter Stoff könnte, legal verkauft, nach Reinheitskriterien für die Verbraucher_innen Qualität garantieren.
  • Die Polizei könnte sich auf die Verfolgung von wirklichen Verbrechen konzentrieren, anstatt viel Zeit, Energie und Geld in die Verfolgung von Kleindealern zu verschwenden.

Dies sind längst nicht alle Argumente für eine kontrollierte Abgabe von Cannabis. Weitere Argumente und bestehende Ängste und Gefahren ließen sich aber gut an einem Runden Tisch klären. Aber bitte zeitlich begrenzt und mit Teilnehmer_innen, die sachlich, offen und im Sinne von Entkriminalisierung endlich das erreichen, was für eine weltoffene, liberale Kommune wie Tübingen schon längst überfällig ist: „Ein Bierchen in Ehren, warum dann Cannabis verwehren?“

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