Gemeinderat 19. Dezember 2024, Gerlinde Strasdeit
Stellungnahme zur Vorlage 268/2024 Erprobung nach §11 KiTaG
Vor über einem Jahr wurde von den gewerkschaftlich organisierten pädagogischen Fachkräften in den Kitas gegenüber dem Städtetag Baden-Württemberg, wie auch gegenüber der Landesregierung gefordert, dass mehr finanzieller Spielraum für gute Bildung überfällig ist. Dann bräuchten wir keine Experimentier-Klausel, die die Tür sperrangelweit aufmacht für dauerhafte Absenkung der Standards.
Der Städtetag hatte gefordert, dass die Erprobung nach §11 KiTaGesetz auf 10 Jahre befristet sein soll und nicht auf die 3 Jahre, wie es jetzt im Gesetz geregelt ist.
Jahrzehntelang haben wir gemeinsam, auch im Tübinger Gemeinderat umgesetzt, dass aus Kindergärten Bildungseinrichtungen wurden. Beziehungs- und Bindungsarbeit ist für das Aufwachsen von Kindern prägend und ist eine wichtige und ideale Vorbereitung für die Grundschule.
„Grün-schwarz“ hat sich vor einem Jahr vom Bildungsauftrag in den Kitas verabschiedet. Dass sie dabei von einer Verbesserung der Kinderbetreuung sprechen, entwertet – wie ich finde – die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte.
Das Thema wurde in Baden-Württemberg nie zur Chefsache gemacht – wo es hingehört hätte. Mein Kommentar dazu: Ja, es betrifft halt hauptsächlich die Frauen und Alleinerziehende, die jetzt vor allem beruflich und finanziell zurückstecken müssen! So isch‘s halt in Baden-Württemberg! Da sagen wir NEIN.
Der gesetzlich vorgeschriebene Beteiligungsprozess wurde in Tübingen mit einer Anhörung am 17. September 2024 mit 15 teilnehmenden Gruppen Familienbeauftragte, Gesamtelternbeirat Kita, Integrationsrat, Dachverband kleiner freier Träger, Fachabteilung Geflüchtete, Kreisjugendamt, Verband Alleinerziehender Mütter und Väter, evangelischer und katholischer Gesamtkirchengemeinde und 6 Fraktionen durchgeführt.
Das ist und war sehr wichtig und ist auch im Gesetz verankert.
Was ich von den Erzieher:innen höre:
Sie lieben ihren Beruf und leiden deshalb besonders darunter, Abstriche bei der Qualität machen zu sollen.
Erwähnen möchte ich, denn das ist noch nicht überall selbstverständlich, dass wir in Tübingen die Entlastung der pädagogischen Fachkräfte von Verwaltung- und hauswirtschaftlichen Tätigkeiten in Gang gesetzt haben – das ist sehr wichtig!
Und es muss so schnell wie nur möglich: Jedes Kind mit und ohne Inklusion einen gesicherten und einfachen Zugang zu „guter“ frühkindlicher Betreuung haben unabhängig vom Wohnort oder sozialen und kulturellen Herkunft.
Jeder Euro ist gut angelegt und erspart viele, viele Gelder für spätere psychische, und psychiatrische Behandlungen. Das haben mir meine ehemaligen Kolleginnen am Uniklinikum Tübingen aus der Jugendpsychiatrie dringend ans Herz gelegt! Jeder Euro ist hervorragend angelegt und spart Gefängnisse zu bauen.
Wir stimmen mit ENTHALTUNG ab!