Nachhaltige Entwicklung

Dr. Emanuel Peter, Kreisrat der Linken, Rottenburg

„Nicht kleckern – klotzen“ – unter diesem Motto diskutierte der Regionalverband Neckar-Alb im April 2015 die „regionalbedeutsame Gewerbeflächenentwicklung“ in den Landkreisen Reutlingen, Tübingen und Zollernalb, um die Planung von 270 Hektar Gewerbeflächen voranzutreiben. Rottenburgs Bevölkerung entscheidet am 21. Oktober in einem Bürgerentscheid, ob der Mehrheitsbeschluss des Gemeinderats zur Gewerbestrategie Bestand hat. Er sieht vor, 30-35 Hektar Gewerbeflächen neu auszuweisen, davon 24 Hektar auf dem Galgenfeld/ Herdweg mit wertvollen Ackerflächen und der großen Bedeutung für Trinkwasser, Frischluft und Naherholung. In der Befragung von 1.300 Betrieben hatten nur fünf Prozent von ihnen 7,4 ha mehr Fläche gewünscht. Aber die Stadt will die nachfrageorientierte Ausweisung von Flächen durch eine angebotsorientierte ersetzen.

Ein breites Aktionsbündnis aus der Kernstadt und vielen Teilorten hat den Bürgerentscheid durchgesetzt. Denn 19,5 Hektar stehen noch zur Verfügung und ein konkreter Bedarf von 35 Hektar wird nirgends nachgewiesen. Die Behauptungen, mehr Gewerbe schaffe automatisch mehr Steuern, mehr Arbeitsplätze und weniger Pendler, sind unhaltbar. Im Gegenteil: In den letzten 20 Jahren schlossen einige große Betriebe mit vielen Beschäftigten und die meisten neuen Arbeitsplätze entstanden in Erziehung, Pflege, Verwaltung und innovativer Dienstleistung – Rottenburg hat sich zu einem Bildungs- und Dienstleistungszentrum für die Region entwickelt. Nicht ein Wachstumswahn von „Immer höher, schneller, weiter“ aus Profitgründen hat Perspektive, sondern eine zukunftsfähige Nachhaltigkeit mit den Pfeilern Ökologie, Ökonomie und Soziales. Bereits 1983 hatte Willy Brandt die Grundlagen dafür gelegt. Eine gleichwertige Entwicklung der drei Bereiche ermöglicht gute, dauerhafte Arbeitsplätze in Kitas, Pflegeeinrichtungen und bei Dienstleistern anstelle von Minijobs bei Logistikern mit dem riesigen Flächenverbrauch entlang von Schnellstraßen und Autobahnen. Sie zerstören überall in der Region die endlichen Naturressourcen und unsere Lebensqualität durch Lärm und Dreck. Dagegen haben sich Bürgerinitiativen aus dem ganzen Land bereits zusammengeschlossen. Denn zum Wohl der Gesundheit der Menschen und besonders unserer Kinder und Enkel ist die Natur als Lebensspender zu erhalten – im Hambacher Forst ebenso wie bei uns.

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