Notwohnen in Tübingen

Gitta-RosenkranzMittwochsspalte des Schwäbischen Tagblattes von der Stadträtin der LINKEN Gitta Rosenkranz

Studierende in Notunterkünften, Familien, die jahrelang auf bezahlbaren Wohnraum warten, Flüchtlinge in Sammelunterkünften, die speziell für Kranke und Kinder nicht tragbar sind. Tübingen ist lebenswert und attraktiv, nur dann nicht, wenn man mit begrenzten Mitteln eine Wohnung sucht. Kommune und Land ringen um schnelle Lösungen, da die Zahl derer, die von dieser Misere betroffen sind, immer größer wird. Woher soll man den Wohnraum nehmen?

Im Norden der Stadt, auf der Oberen Viehweide, steht das ehemalige Gebäude der Bundesforschungsanstalt für Viruskrankheiten, in der Paul-Ehrlich-Straße 28: Leerstand seit die Bundesanstalt nicht mehr in Tübingen ist. Die Verwaltungsgebäude wurden nicht lange vor dem Abzug renoviert. Das Gelände liegt günstig. Offiziell Gewerbegebiet, bietet es jedoch alles, was einen Wohnstandort akzeptabel macht: gute TüBus-Anbindung, Laden, Schule, Kita et cetera in der Nähe.

Einiges müsste saniert werden, doch der erste Schritt wäre eine Überprüfung der Gegebenheiten vor Ort. Ohne die Schere im Kopf, dass dies einmal viel Geld in Form eines erweiterten Technologieparks bringen könnte, sondern eine Überprüfung im Sinne einer Interimslösung: Warum nicht ein Projekt, das studentisches Wohnen und Flüchtlingsunterkunft kombiniert. Es gibt viel (Wohn-)Raum auf der Oberen Viehweide. Politik und Verwaltung sollten nun aufgrund der drängenden Not dieser Idee Raum geben und eine Lösung in Betracht zu ziehen, die Entspannung verspricht. Leerstand jedenfalls ist nicht verantwortbar.

Die Kollegin Ute Leube-Dürr (SPD-Fraktion) hat in ihrer jüngsten „Mittwochspalte“ zu Recht an alle Beteiligten appelliert, gute Wege in der Flüchtlingsversorgung zu gehen. In den Unterkünften fehlen aus Platznot häufig Gemeinschaftsräume. Die Asylverfahren dauern oft zwischen zwei und drei Jahren, solange müssen die Flüchtlinge in den Sammelunterkünften leben.

Deshalb wäre es nur Recht und billig, wenn alle Fraktionen des Tübinger Gemeinderats offen für diese Idee wären und gemeinsam mit der Verwaltung einer Begehung des Geländes zustimmen könnten. Nicht nur die Flüchtlinge würden es uns danken, auch alle Menschen, die diese unterstützen und dabei aufgrund der Zustände immer wieder an ihre Grenzen stoßen.

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