Schülertickets im Preis senken

Gotthilf Lorch, Stadtrat der Linken

Gotthilf Lorch, Stadtrat der Linken

Schülertickets im Preis senken – Mittwochspalte vom 24.08.16

Bus und Bahn in Tübingen werden ab 1. Januar teurer. Im Verkehrsausschuss verlangten wir eine Absenkung der Preise und blieben damit leider allein. Während andere Städte und Verkehrsverbünde Sozialtickets einführen, sahnt der Naldo besonders bei denen ab, die kein Einkommen haben und auf den ÖPNV angewiesen sind: bei den Schülerinnen und Schüler.

Die betriebswirtschaftliche Rechnung des Naldo besagt: das ist durchsetzbar, die können sich nicht wehren, selbst wenn die Busse zu den Schülerfahrzeiten meist überbelegt sind. Jobtickets werden billiger, das ist gut, Erwachsenentickets bleiben gleich, Schüler-Abos dagegen erhöhen sich um 2,4 %, Kindertageskarten (6-14 Jahre) sogar um 4,3 %. Das ist 2,6 mal mehr als die durchschnittliche Erhöhung. Fazit: der Naldo ist kinder- und familienfeindlich. Uniprofessoren werden stärker subventioniert als Schüler. In Bayern und Rheinland-Pfalz sind Schülerverkehre gratis, werden als Teil der verfassungsmäßigen Lernmittelfreiheit behandelt. Grüne und Schwarze lehnen das hierzulande ab. Die Linke tritt dafür ein, dass Mobilität für Kinder, für alle behinderte Menschen, für alte Menschen, die freiwillig ihren Führerschein abgeben und Niedrigverdienende kostenfrei oder zumindest sozialverträglicher gestaltet wird. Im Naldo-Bereich verlangen wir als Sofortmaßnahme, die Schüler-Abos zumindest auf das Niveau der Semestertickets für Studierende zu senken.

Behinderte wollen auch in Tübingen mobil sein. Wie gegensätzlich aber auch hier die Interessen sind, zeigt der erst kürzlich heftig geführte Disput zur Neckargasse zwischen Behindertenvertretungen, Verwaltung und dem Gemeinderat. Die Einen wollen eine harmonisch gestaltete, historisch und authentische Altstadt Tübingen. Die Anderen brauchen für ihre sichere Mobilität ebene Wegeflächen, gut strukturierte und starke Kontraste und Bodenmarkierungen. Ladeneingänge barrierefrei zu gestalten ist oft teuer, oder es gibt andere Hindernisse und kein ausreichendes Vorstellungsvermögen für Lösungen. Immer mehr behinderte und auch alte Menschen wollen aber auf ihre gesellschaftliche Teilhabe in der Tübinger Altstadt nicht mehr verzichten. So müssen Kompromisse erarbeitet werden wie der neue Wegestreifen die Neckargasse entlang, der hoffentlich gut funktioniert. Und die Linke streitet dafür, dass Alle am gesellschaftlichen Leben in Tübingen teilhaben können.

Gotthilf Lorch, Tübinger Gemeinderat für die Linken

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