Sara da Piedade Gomes, Stadträtin
Sara da Piedade Gomes, Stadträtin

Redebeitrag zu den Windpark-Vorlagen 176/2024 und 177/2024

Der Beschluss über diese zwei Vorlagen heute ist mehr als nur ein bürokratischer Pachtvertrag. Es geht hier um eine zentrale Frage unserer Zeit: Wie gestalten wir die Energieversorgung der Zukunft? Wir stehen vor multiplen Krisen: der Klimakatastrophe und einer immer noch viel zu großen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Gleichzeitig eine armutskrise: viele Menschen kämpfen mit steigenden Kosten für Strom und Heizung. Die Klimakrise trifft zuerst die Menschen mit den geringsten Ressourcen. Dürren, Extremwetter und steigende Energiepreise verschärfen soziale Ungleichheiten. Wer Klimaschutz verlangsamt oder blockiert, nimmt bewusst in Kauf, dass sich diese Ungerechtigkeit verschärft.

Die Stadt Tübingen hat sich ambitionierte Klimaziele gesetzt, aber Ziele allein reichen nicht – wir müssen handeln! Es gibt bisher keine einzige Windkraftanlage in Tübingen, obwohl seit Jahrzehnten bekannt ist, dass die Klimakrise auf uns zukommt, und obwohl wir hier im Gemeinderat seit mindestens fünf Jahren mit der Verwaltung Planungen dazu vorantreiben.

Die Windparks in Rammert und Großholz sind ein wichtiger Schritt auf diesem Weg. Gemeinsam könnten sie mindestens über 100 Gigawattstunden Strom pro Jahr liefern und damit einen erheblichen Anteil des Tübinger Energiebedarfs decken. Wir ersetzen fossile Energie durch eine regionale, erneuerbare Quelle! Am liebsten gestern bauen!

Mit diesen Windparks bleibt die Kontrolle über unsere Energieversorgung in der Hand der Stadtwerke Tübingen und damit unter demokratischer Kontrolle (auch wenn nicht öffentlich, wie es sein sollte). Jede Kilowattstunde Windstrom aus kommunalen Anlagen stärkt die Unabhängigkeit von privaten Konzernen, die in erster Linie Profite erwirtschaften, statt das Gemeinwohl zu fördern.

Mindestens eine Million Euro über 20 Jahre – das ist Geld, das direkt in die Stadt und ihre sozialen und ökologischen Projekte fließen kann. Dieses Geld gehört in den Ausbau von bezahlbarem Wohnraum, in bessere soziale Infrastruktur und in weitere Klimaschutzmaßnahmen.

Zum Windpark Großholz: Die Hürde der Hubschraubertiefflugstrecke
Es ist absurd, dass eine militärische Flugroute den Ausbau erneuerbarer Energien behindert. Wir sollten nicht zögern, diese Blockade klar zu benennen und politisch anzugehen. Es kann nicht sein, dass militärische Interessen Vorrang vor dem Gemeinwohl und unserer Zukunft haben. Gerade in einer Zeit, in der die Klimakrise unsere größte Bedrohung ist, müssen alte Strukturen hinterfragt und angepasst werden. Wir brauchen politischen Druck auf Landes- und Bundesebene, um diese Blockade aufzulösen und den Weg für den Windpark Großholz frei zu machen.

Diese beiden Windparks sind kein Wundermittel, aber ein wichtiger Baustein für Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und eine demokratische Energieversorgung. Diese Beschlüsse dürfen allerdings nicht das Ende unserer Bemühungen sein. Die Stadt Tübingen muss weiter vorangehen und weitere Flächen für Windkraft sichern. Außerdem kann beim Klimaschutz nicht weiter gespart werden – wie wir vor einer Woche hier im Gremium erlebt haben. So werden wir es nicht schaffen, für uns und zukünftige Generationen einen bewohnbaren Planeten zu erhalten.
Deshalb stimmen wir für diese zwei Vorlagen.