Kaffee kochen, freundlich sein

Margrit PaalSeit Wochen streiken die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst. „Für das Geld würde ich den Job nicht machen“ – das hören viele, die in sozialen Berufen arbeiten. In den Kitas, in der Sozialarbeit, der Behindertenhilfe und in Beratungsstellen wird den Angestellten Respekt und Anerkennung für ihre tägliche Leistung entgegengebracht. Niemand bestreitet, dass die Tätigkeit schwerer ist, weil es zu wenig Personal gibt und Erziehung und Betreuung heute anspruchsvoller als vor zwanzig Jahren sind. Nur auf der Gehaltsabrechnung spiegelt sich das nicht wieder.

Nach wie vor sind es sogenannte „Frauenberufe“ – die Anerkennung ihrer Arbeit war früher kaum vorhanden, das war „so’n bisschen Kaffee kochen, freundlich sein“. Ihr Lohn galt als Zuverdienst, der Ehemann war der Familienernährer. Der ist zwar längst Legende, trotzdem werden die klassischen Frauenberufe nicht angemessen bezahlt. Wenn es nach den Arbeitgebern geht, dann bleibt das auch zukünftig so. Sie erkennen keinen Handlungsbedarf und machen nur „unverbindliche Vorschläge“ – aber kein ordentliches Angebot. Doch das wäre nötig, denn viele Stellen bleiben wegen Fachkräftemangels bereits unbesetzt. Und sind wir nicht alle darauf angewiesen, dass es im Bedarfsfall eine gute soziale Daseinsfürsorge gibt?

Unser Druck muss sich auf die Arbeitgeber richten, sie sitzen den Abschluss aus. Allen voran die Verhandlungsführer: Thomas Böhle als Präsident des Verbands der Kommunaler Arbeitgeber (VKA) und Personalreferent der Stadt München, und Jürgens Roters, Bürgermeister in Köln. Verdi spricht in diesem Zusammenhang von „aushungern lassen“.

Dabei verschweigt Thomas Böhle, dass er als Personalverantwortlicher den Erzieherinnen 200 Euro Arbeitsmarktzulage plus 120 Euro München-Zulage monatlich bezahlt, um Personal zu bekommen. Viele Städte bezahlen bereits heute statt nach der Entgeltgruppe S6 nach der Entgeltgruppe S8. Die VKA hat Richtlinien, wonach im Medizin- und IT-Bereich über 1000 Euro im Monat übertariflich bezahlt werden können. Fehlender finanzieller Spielraum kann daher der Aufwertung der Sozialberufe nicht entgegenstehen.

Nach Pfingsten geht’s weiter. Den Streikenden und den auf ihre Arbeit angewiesenen Menschen wünsche ich Kraft, um diese anstrengende Zeit durchzustehen. Aufwerten jetzt!

Margrit Paal, Kreistagsfraktion der Linken

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