Stau beim Wohnungsbau

Bernhard Strasdeit, Kreisrat der Linken

Bernhard Strasdeit, Kreisrat der Linken

Wer ständig in die Welt postet „das schaffen wir nicht“, handelt verantwortungslos. Wer an der österreichischen Grenze einen Stacheldraht hochziehen will, auch. Unterstützung brauchen die Leute, die täglich anpacken und den Flüchtlingen helfen, hauptamtlich oder ehrenamtlich. Deshalb Hut ab vor den 36 Landräten und Oberbürgermeistern im Land, die der wieder erstandenen „Stahlhelmfraktion“ in der eigenen CDU eine Absage erteilten. Die Einladung des ungarischen Regierungsmitglieds Zoltan Bálog zum CDU-Bezirksparteitag Südwürttemberg in Saulgau war eine Hommage an Pegida und Co.

Im Kern haben wir keine Flüchtlingskrise sondern eine Krise der sozialen Gerechtigkeit und speziell eine Wohnungskrise in städtischen Zentren. Land und Bund haben das Thema Sozialwohnungsbau jahrelang verschlafen und fahrlässig dem freien Markt überlassen. Jetzt sieht es so aus, als wäre alles Schuld der Flüchtlinge. Notwendig ist ein staatliches Investitionsprogramm, das bezahlbaren Wohnraum schafft für alle, die darauf angewiesen sind: für Leute mit niedrigem und normalem Einkommen, für Studierende und für Flüchtlinge. Diese Gruppen dürfen nicht als Konkurrenten gegeneinander ausgespielt werden.

In den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts funktionierte das Bauen ruck zuck, meist genossenschaftlich organisiert. Das war eine große gesellschaftliche Leistung und allemal nachhaltiger als die heutigen Containerbauten. Die Handwerker im Landkreis weisen zu Recht darauf hin, dass Bauen mit Holz und Beton unterm Strich besser und billiger ist.

Landesweit wurden die wohnungspolitischen Versprechen nicht gehalten. Bayern gibt dreimal mehr aus für sozialen Wohnungsbau als Baden-Württemberg. Im Wirtschaftsministerium regiert eine schwarze Null mit SPD-Parteibuch. Sein Werk: Auch in unserem Landkreis wurden Hunderte Wohnungen und bester Baugrund an meistbietende Heuschrecken verscherbelt statt der „Kreisbau“ angeboten.

Noch vor kurzem wurden wir von der Linken in Tübingen ausgelacht, weil wir bei Bauprojekten eine Mindestquote von dreißig Prozent Sozialwohnungen forderten mit einer Bindung von 25 Jahren. Jetzt schieben sich grüner OB und SPD-Landtagsabgeordnete gegenseitig die Schuld für das gemeinsame Versagen in die Schuhe. Lernen wir alle daraus. Machen Sie mit beim Tübinger Bündnis gegen Wohnungsnot und beim Protestspaziergang am Freitag um 17 Uhr, abgehend vor der Mensa Wilhelmstraße.

Bernhard Strasdeit, Kreisrat der Linken

Kommentare sind geschlossen.