Tag Archiv für Clara Zetkin

Problematisch

Moritz Siebert kommentierte die Debatte über einen Knoten für die Clara-Zetkin-Straße.

Bernhard Strasdeit, Linke-Fraktion im Kreistag

Bernhard Strasdeit, Linke-Fraktion im Kreistag

Der Streit über einen Knoten für die Clara-Zetkin-Straße geht in die zweite Runde. Unzutreffenddabei ist die Behauptung im „Übrigens“ von Herrn Siebert. Es gab auf der Veranstaltung im März keine Beschimpfungen gegen die Geschichtskommission. Die Kritik an der Knotenvergabe wurde engagiert, aber gesittet vorgetragen. Das belegt ein Mitschnitt auf dem YouTube-Kanal der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Kommission saß mit zwei Vertretern auf dem Podium der Stiftung und der Gemeinderatslinken und hatte mehr Redezeit als der von den Gastgebern benannte Historiker und Zetkin-Spezialist aus Berlin.

Man kann Clara Zetkin unterschiedlich sehen. Aber sie war weder an Verbrechen in der Sowjetunion beteiligt, noch unterstützte sie in der Kommunistischen Internationale den Stalinismus. Die Geschichtskommission hat eine wissenschaftlich und politisch problematische Auswahl getroffen: Dauerknoten für die sozialdemokratische und später kommunistische Frauenrechtlerin Zetkin; der preußische Antidemokrat, Kolonialausbeuter und Kriegsverbrecher Bismarck dagegen bleibt auf ewig als Turm und unantastbares Straßenschild erhalten. Stadtverwaltung und Gemeinderat sollten diesen Knotenwirrwarr beenden.

Bernhard Strasdeit, Kreisrat der Linken

Ein Knoten für Clara Zetkin?

Diskussion über die Empfehlung der «Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen» am Dienstag, 14. März um 19 Uhr im Sitzungssaal des Technischen Rathauses

Ein Knoten für Clara Zetkin?

Podiumsdiskussion mit:

  • PD Dr. Johannes Großmann, Seminar für Zeitgeschichte der Universität Tübingen, Leiter der Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen
  • Prof. Dr. Bernd-Stefan Grewe, Institut für Geschichtsdidaktik und Public History, Universität Tübingen
  • Dr. Jörn Schütrumpf, Historiker, bis 2022 Leiter der Fokusstelle Rosa Luxemburg bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Herausgeber der Briefe Clara Zetkins
  • Gerlinde Strasdeit, Vorsitzende der Linke-Fraktion im Tübinger Gemeinderat
  • Moderation: Dr. Manfred Hantke, ehem. Redakteur beim Schwäbischen Tagblatt
  • Begrüßung: Renate Angstmann-Koch, Vorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Die vom Tübinger Gemeinderat im April 2021 beauftragte «Kommission zur Überprüfung der Tübinger Straßennamen» schlägt in ihrem Abschlussbericht vor, die Clara-Zetkin-Straße in Lustnau um eine gesonderte Markierung («Knoten») mit ausführlicher Kommentierung zu ergänzen. Sie würdigt die Verdienste Clara Zetkins als «Protagonistin der Frauenemanzipation» und als «wortstarke Mahnerin vor Krieg, Faschismus und Nationalsozialismus». Doch sie stellt dem «ethische Verfehlungen» entgegen: «demokratiefeindliche Äußerungen und ihre Unterstützung für die Verfolgung politischer Gegner in der Sowjetunion, die konkrete Folgen für die Betroffenen hatte». Dies rechtfertige, die Straßenbenennung im öffentlichen Raum zu problematisieren.

Wir wollen darüber diskutieren, ob diese Empfehlung dem Wirken Clara Zetkins gerecht wird oder ob sie dadurch «auf eine Bewertungsstufe mit Nazis, mit Militaristen, Rassisten und Kolonialisten» gestellt wird, wie die Tübinger LINKE und die Wählervereinigung Tübinger Linke kritisieren. Was verstand Clara Zetkin unter Demokratie, und wie stand sie zur demokratischen Verfasstheit der Weimarer Republik? Wie nahm sie Stellung zu den Vorgängen in der Sowjetunion bis zu ihrem Tod 1933? Und wir wollen darüber sprechen, wie die Kommission ihre Empfehlungen erarbeitet hat: Welche Kriterien legte sie ihrer Sichtung möglicherweise problematischer Straßennamen zugrunde? Wie kam es zur Auswahl der Straßennamen, über die in der Kommission beraten wurde? Und wie wurden die Kriterien bei der Auswahl und bei der Erarbeitung der Empfehlungen angewandt?

VERANSTALTUNGSORT
Technisches Rathaus – Sitzungssaal
Brunnenstr. 3
72074 Tübingen

ZEIT
14.03.2023, 19:00 – 21:00 Uhr

weitere Infos gibt es auch beim 
AKTIONSBÜNDNIS „KEIN KNOTEN FÜR ZETKIN“

Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg in Kooperation mit der Linke-Fraktion im Tübinger Gemeinderat und dem Forum Linke Kommunalpolitik in Baden-Württemberg e.V.