Einpendler sind keine Feinde

Gerlinde StrasdeitLeserbrief der Stadträtin der LINKEN Tübingen, Gerlinde Strasdeit. Erschienen im “Schwäbischen Tagblatt” vom 2. April 2015:

Die Debatte um das Parkhaus auf dem Schnarrenberg nimmt langsam skurile Züge an. Die grüne Gemeinderatsfraktion zählt stundenlang Autos. Wir Linke unterhalten uns lieber mit Beschäftigten oder mit schwerkranken Patientinnen, die oft von weit her kommen oder sich aus gesundheitlichen Gründen nicht in den überfüllten Tü-Bus zwängen können. Nicht jeder Klinikum-Patient kann sich ein Taxi leisten. Boris Palmer will nun auch noch eigenhändig im Einbestellsystem des Uniklnikums mitmischen. Das gäbe ein schönes Chaos, wenn sich die OP-Pläne zukünftig nach der Tü-Bus Auslastung richten müssen. Besser wäre es, der Oberbürgermeister würde sich mehr um seinen eigenen Laden kümmern: zum Beispiel für ein Jobticket in der Stadtverwaltung sorgen oder dafür, dass man im Bauamt nicht ewig warten muss, bis man eine Dachgaupe erweitern darf.

Der Naturschutz auf dem Steinenberg ist auch uns ein wichtiges Zukunftsanliegen. Aber das rechtfertigt kein Bauverbot auf dem Schnarrenberg. Einpendler sind keine Feinde. Sie arbeiten und konsumieren in Tübingen. Die Bevölkerung in der Region ist auf die Kliniken mit den insgesamt 10.000 Beschäftigten in Forschung und Gesundheitswesen angewiesen. Das Uniklinikum hat zudem auch Kreiskrankenhausfunktion. Und Tübingen wäre ein langweiliges Nest ohne dieses Angebot.

Übrigens: nicht nur die Augenklinik, auch die drei großen neuen Institutsbauten an der Otfried-Müller-Straße wurden im Gemeinderat durchgewunken. Damit sind weitere Arbeitsplätze verbunden und es gibt mehr Studierende auf dem Berg. Beim Technologiepark / Obere Viehweide stellt die Stadt kostenfrei Parkplätze mit bestem Blick auf die Schwäbische Alb. Und auch beim Sudhaus-Parkhaus kommt niemnd auf die Idee, Künstlern und Besuchern das Parken zu verwehren.

Gerlinde Strasdeit, Stadträtin der Tübinger Linken

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